#unpopularopinion - Nein zur Nische - Warum ich mich nicht spezialisieren möchte

Maximalist Mindset! Foto: Magdalena Schaller

Zur Zeit kommt mir die Aufforderung immer öfter unter die Augen; Ob im abonnierten Newsletter der Website-Spezialistin, dem Youtube Branding-Guru oder der Social Media Content-Strategin in Quadratform: Die Aufforderung sich die kleinstmögliche Nische zu suchen und sich dort dem Schicksal der Eintönigkeit hinzugeben: Sich auf ein einziges Feld zu spezialisieren.

Doch wie bei meiner Wohnungseinrichtung bin ich auch hier in meinem Business MAXIMALISTIN. Ich möchte nicht den Kreativtod sterben und mich in eine Form pressen lassen, denn das ist doch die eigentliche Forderung. „Komm schnell ans Ziel mit unserer ‚Formel‘ - der Spezialisierung.“

Seltsam eigentlich, denn paradoxerweise wird zudem gepredigt, dass jedes Business, seine eigene Geschwindigkeit hat und alle den eigenen Weg gehen sollten ohne nach links und rechts zu blicken - denn der Vergleich ist ja bekanntlichermaßen das Ende der Zufriedenheit.

Der Drang sich anzupassen/ Wie passt das zusammen?

Ich gebe zu, dieses Thema beschert mir aktuell schlaflose Nächte, denn wer möchte denn nicht das Gefühl haben „den einzig richtigen und lukrativsten Weg für sein Business“ zu gehen und sich mit seiner Entscheidung obendrein pudelwohl zu fühlen.

Doch ein Glaubenssatz, den ich jederzeit unterschreiben könnte lautet „Höre auf dein Bauchgefühl“ und something’s fishy here…

Viele wissen vielleicht noch gar nicht konkret was ich beruflich mache, da ich wie gesagt breit aufgestellt bin.
Um es zusammenzufassen; Ich bin selbstständige Illustratorin und Brand-Spezialistin, außerdem Head of Graphics und Co-Gründerin bei der Erklärfilm-Firma ‚erklär’s mir‘ und ich bin die Leiterin des Life Drawing Salon Graz, der einmal monatlich Aktzeichen-Sessions veranstaltet. Ich arbeite seit 2018 an dem Comic „Bloom“ und führe den dazugehörigen Social Media Account. Zu guter Letzt bin ich ebenfalls Co-Gründerin eines Riesen-Projekts: Einer kleinen Familie mit meinem Mann Benjamin und meiner zweijährigen Tochter Luna.
Und wenn es mich reizt veranstalte ich außerdem DJ-Events aus meinem Bürofenster, partizipiere beim Lendwirbel, den Illustration-Ladies Graz und dem Illu-Kollektiv, I’m unstoppable!

Wie könnte ich da wählen? Alles ist Kunst & Kreativität, mit sich gegenseitig befruchtenden Feldern.


NEIN zur Nische


Puh, das tut gut! Sich gegen den Trend zu stellen kann etwas sehr Befreiendes (aber auch Beängstigendes) sein.

Und nun noch etwas; Ich könnte mir vorstellen, dass Start-Ups, Kleinunternehmen, und Solo-Selbstständige - kurzum meine Zielgruppe, sich darüber freuen bei einem großen Projekt nicht von einem Anbieter zum Nächsten geschickt zu werden. Das würde nämlich heißen immer wieder auf’s neue auf die Suche nach der richtigen Person zu gehen, in diesem Feld wieder Preise zu vergleichen, Sympathien und Arbeitsweisen zu testen. Für jeden. einzelnen. Bereich.

Ich hatte erst kürzlich das Vergnügen für zwei Solo-Selbständige aus komplett verschiedenen Richtungen ein Allround-Paket anzufertigen (eins der Projekte ist noch top secret), sprich Corporate Design & Branding.

Corporate Design für den Nummer Eins Vertreter österreischen Hip Hops “Da Bürgermasta”

Das umfasste: Recherche, Konkurrenzanalysen, Brand Strategy, Logodesign, Corporate Design, Social Media Inputs, Gifs, Illustrationen, Druckprodukte wie Visitenkarten, Booklets, Postkarten, Stickerbögen, Menükarten (mit persönlicher Besuch in der Druckerei), Fotoshootings von Mensch & Produkt und einem Tipi Topi Brand Manual mit Überblick und Plan für eine weitere, selbstständige Nutzung und außerdem eine 2D Logo-Animation.

Und das alles in einem Gesamtpaket.

Ich gebe für meine Kund:innen alles und wenn ich etwas nicht weiß informiere ich mich oder lerne etwas Neues. Und so bleibt mein Job abwechslungsreich, kreativ, bietet viele spannende Herausforderungen und mein soziales und berufliches Netz in Österreich und darüberhinaus wird immer dichter.

Ich will nicht nur die eine Spezialistin für… sein. Ich möchte ein kreativer und vielseitiger Mensch sein, der Kunst und den Kreativberuf als Ganzes l(i)ebt.

Und ja; ich betitle mich selbst als Spezialistin für Branding und Illustrationsdesign. Aber bestimmt nicht als „Spezialistin für südsteirische Weinbauern mit Fokus auf Wasserfarbenillustrationen von Hirschen auf Weinetiketten und sonst nichts“, obwohl die meisten Coaches mir wohl genau DAS raten würden.

Mein Appell an alle Unternehmen, Selbstständigen und Start-Ups, die auch hin und her überlegen ob und wie sie noch besser in eine kleine Schublade passen: Führt viele Gespräche und schaut nicht nach außen, sondern nach innen. Überlegt euch worauf ihr vielleicht verzichten könntet und worauf nicht. Was definiert euch, bzw wollt ihr euch überhaupt definieren? Was sagt euer Umfeld zu euch, wofür werdet ihr geschätzt und wobei merkt man euch Leidenschaft und Expertise an. Und wenn es mehrere Dinge sind, findet die Brücke, die alles verbindet.

Vielleicht dauert es dann länger bis zum „Durchbruch“, aber wozu eigentlich die Eile?

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Beweise gefällig? In diesem Blogbeitrag habe ich mein maximalistisches Geschäftsjahr als virtuelles Magazin zum Download zusammengefasst:
• Mein Business in 2021 - 12 Projekte vom Animationsvideo bis zum Kartenset
• Grafikdesign/ Corporate Design - Das ist alles möglich